Parasiten sind Lebewesen welche teilweise oder ganz auf Kosten eines Wirtes in dessen Körper (Endoparasiten) oder Körperoberfläche (Ektoparasiten) leben. Einflussfaktoren für das Auftreten von Parasiten: Klimatische Einflüsse (milde Winter und feuchte warme Sommer) sowie nasse feuchte Flächen (Zwischenwirt beim Leberegel) das Alter der Tiere (Jungkälber anfälliger als ältere Kalbinnen) Tiere mit schlechtem Allgemeinbefinden (Nährstoff-, Vitamin- und Spurenelementmangel) Weidemanagement (verschiedene Altersklassen nicht gemeinsam auf einer Weide, auszäunen von feuchten Stellen), richtiger Zeitpunkt und gezielter Einsatz von Antiparasitika).
Endoparasiten: Magen- Darmwürmer schädigen hauptsächlich Jungtiere, ältere Kalbinnen und Kühe erkranken eher selten, alle Tiere können aber Träger sein und daher infektiöse Eier latent ausscheiden.
Lungenwürmer verlegen oder schädigen die tiefen Atemwege, wobei es zu Gewebezerstörungen und Abwehrreaktionen sowie vermehrter Flüssigkeitsansammlung in der Lunge kommt. Feuchter Husten, erhöhte Atemfrequenz, angestrengte Atmung sowie Abmagerung, bis hin zu schweren Lungenentzündungen und Todesfällen können auftreten.
Bandwürmer: Gegliederte bandnudelförmigen Parasiten können bis zu mehrere Meter lang werden. Einzelne Glieder werden ausgeschieden und kommen als infektiöse Finnen in den Kreislauf. Der Verlauf beim Bandwurmbefall ist meist mild.
Großer und kleiner Leberegel: Junge Leberegel zerstören die Leberzellen, adulte Leberegel leben in den Gallengängen, durch Abwehrreaktionen kommt es zu Verkalkungen der Gallengänge, dadurch zu Leistungsdepressionen.
Ektoparasiten: Läuse: Befallen die Haut, vor allem an Kopf, Hals und Wiederrist. Läuse sind ca 1-3mm große Blutsauger. An der Eintrittspforte kommt es zu starkem Juckreiz. Haarlinge sind ca 1-2mm groß, mit freiem Auge sichtbar, parasitieren an den Haaren, Hautschuppen und Hautdrüsensekreten, aber nicht direkt an der Haut. Bei den Räudemilben gibt es Grab-, Saug- und Nagemilben welche auf oder in der Haut parasitieren. Je nach Befallsgrad kommt es zu starkem Juckreiz, blutigem Wundscheuern ja sogar zur Krusten- oder Borkenbildung der betroffen Hautareale, dabei kann es zu sekundären bakteriellen Infektionen kommen.
Gerade in der Zeit vor dem Weide- oder Almauftrieb ist es besonders wichtig zu wissen, ob die Tiere auch tatsächlich gesund sind. Dies betrifft die Stoffwechselkondition, die Klauengesundheit und den Parasitendruck von Aussen- (Räudemilben, Läuse, Dasseln, Gelsen,…) und Innenparasiten. Eine gute Mineralstoff-, Vitamin- und Spurenelementversorgung oder Pflanzenstoffe können zusätzlich die Abwehrkräfte stärken. Bei hohem Verwurmungsgrad leiden vor allem Jungtiere an Abmagerung, Verdauungsproblemen (dünner Kot, Durchfall), sind struppig, fressen weniger und fühlen sich unwohl. Dadurch fallen sie leistungsmäßig ab und sind als solche deutlich zu erkennen, die Gruppe wächst auseinander.
Vorbeugend sind eine niederige Besatzdichte, die Trennung von Jung- und Alttieren, die Koppelhaltung und trockene Weideflächen gute Begleitmaßnahmen, sowie die jährliche Kontrolle einer evtl. Verwurmung, besonders vor dem Auftrieb auf Gemeinschaftsweiden wichtig. Damit kann man die Herkunft und den tatsächlichen Verwurmungsgrad feststellen, die Art und Anzahl der Würmer (Leberegel, Magen-Darm-Würmer, Lungenwürmer oder Bandwürmer) erkennen. Mit einer Nachuntersuchung nach 14 Tagen lässt sich der Erfolg einer Behandlung kontrollieren, eine Eizählung (EpG) lässt auf Resistenzen schliessen.
Ein Leberegelbefall kann heute aus der Tankmilch oder Blut einfach nachgewiesen werden. Um Parasiteneier sichtbar zu machen ist es wichtig, einen evtl. Befall durch die Kotuntersuchung vor dem Austrieb zu erkennen, um dann gezielt vorgehen zu können. Der Betreuungstierarzt erkennt klinische Symptome, wählt die passenden Medikamente zur Entwurmung aus (oral, pour on, Bolus oder per Injektion) und informiert über deren Wartezeit. Bereits behandelte Tiere sollten über 14 Tage getrennt gehalten, um die Gefahr einer Wiederansteckung bzw. eine unmittelbare Neuverseuchung der Weide zu verhindern. Pflanzliche Hausmittel können ebenfalls zur Linderung des Parasitenbefalls beitragen.
Moderne Methoden der Parasitenbekämpfung schaffen Refugien, d.h. einen Pool gering infizierte Tiere, die nicht behandelt werden, um sie nicht der Gefahr auszusetzen, resistente Parasiten gegen das Medikament zu züchten. Diese kann heute beobachtet werden, wenn man so wie früher ohne Kotdiagnostik nur zweimal jährlich blind entwurmt. Dabei ist nicht klar, ob überhaupt ein Parasitendruck vorhanden ist und um welche es sich evtl. handeln könnte, denn “Wer das Ziel nicht kennt, für den ist jeder Weg falsch!” Der direkte und laufende Nachweis gelingt am besten bei der Schlachtung und wird über die Veterinärinformationen rückgemeldet.
Der Steirische Tiergesundheitsdienst fördert die Untersuchungen und konnte in den letzten Jahren nachweisen, dass es z.B. bei Leberegelbefall bei Milchkühen zu einem Verlust von durchschnittlich 440 kg Milch je Laktation kommt. Dieser “klassische” Parasit hat bis heute nichts an Bedeutung eingebüßt und tritt in feuchten Weidegebieten und auf Almen immer wieder auf. Leberegel sind jedenfalls auch kein “Markenzeichen” geweideter Ochsen oder Kühe, man sieht spätestens am Schlachtkörper den Gewichtsverlust im Vergleich zu gesunden Tieren. Hoch gefährdet sind Kälber, wenn haltungsbedingt die Infektionsketten trotz Behandlungsversuchen (z.B. bei Kokzidien, Kryptoporidien) nicht unterbrochen werden, die Tiere abmagern und daran verenden.
Ihr TGD-Betreuungstierarzt berät Sie bei Ihrem Parasitenmanagement gerne, veranlasst die Probennahme und schlägt ihnen einen betriebsspezifischen Jahres-Behandlungsplan vor.
“Unsere Tiere weiden öffentlich” heißt auch, wir müssen sie gesund erhalten bzw. uns um sie kümmern, bevor es andere tun und es zu vermeintlichen Tierschutzfällen kommt!
(Fotos: TGD)