Strategische Spulwurmbekämpfung in der Schweineproduktion

Wurmbefall ist in nahezu jedem Schweinebetrieb anzutreffen und kann gemäß einer belgischen Studie zu Verlusten von € 0,8 bis € 4,8 je Mastschwein führen. Ascaris suum, der Schweinespulwurm, ist der wirtschaftlich bedeutendste Wurm in der Schweinehaltung. Daher konzentrieren sich Parasitenbekämpfungsstrategien vermehrt auf diesen Parasiten. Der folgende Artikel gibt ihnen einen Überblick über die Lebensweise und Diagnose von Schweinespulwürmern und, daraus abgeleitet, die richtige Bekämpfung.

Der Schweinespulwurm

Mit Spulwürmern befallener Schweinedarm

Der Zyklus des Schweinespulwurms ist sehr spezifisch. Die Spulwurmeier überleben nach der Ausscheidung über den Kot infizierter Tiere bis zu einem Jahr in der Umgebung der Schweine. Allerdings dauert es einige Wochen bis die Eier infektiös werden, da sich innerhalb des Eis erst eine Larve bilden muss. Nach der Aufnahme verlässt diese Larve das Ei und wandert über die Blutbahn des infizierten Schweins in die Leber wo sie die bekannten Milkspots bildet. Diese verschwinden nach ungefähr einem Monat wieder. Von der Leber wandert die Larve weiter über die Lunge in die Luftröhre. Von dort werden die Larven aufgehustet und wieder abgeschluckt. Im Dünndarm entwickeln sie sich zu erwachsenen Spulwürmern. Dort angekommen, beginnt der Spulwurm mit der Vermehrung und produziert 200.000 bis 900.000 Eier pro Tag. Deshalb kann selbst eine geringe Wurmbürde zu einer massiven Wurmeikontamination in der Umgebung der Schweine führen. Der oben beschriebene Entwicklungszyklus dauert fünf bis sechs Wochen.

Diagnose der Infektion

Schweineleber mit Milkspots

Ergebnisse von Kotuntersuchungen sind nicht immer aussagekräftig. Werden keine Spulwurmeier im Kot gefunden, heißt das nicht unbedingt, dass das Tier nicht von Spulwürmern befallen ist. Es ist durchaus möglich, dass zum Zeitpunkt der Probennahme eine große Anzahl an Larven innerhalb des Schweins wandert und keine Eier über den Darm ausgeschieden werden. Andererseits deutet eine große Anzahl von Eiern im Kot nicht unbedingt auf eine hohe Wurmbürde hin, da bereits wenige Würmer eine große Anzahl an Eiern produzieren. Allerdings deutet eine große Anzahl an Eiern im Kot immer darauf hin, dass der Infektionsdruck in der Gruppe groß ist.

Das Vorhandensein erwachsener Würmer im Darm deutet zwar auf ein Problem hin, erfordert allerdings eine postmortale Untersuchung des Darminhalts. Milkspots auf der Leber können nur eine Aussage über kürzliche Infektionen liefern, da diese binnen eines Monats wieder verschwinden. Beurteilung der Schweinelebern am Schlachthof und Rückmeldung der Befunde an die Landwirte ist die einfachste Möglichkeit der Erfolgskontrolle eines Entwurmungsprogramms.

Ökonomische Bedeutung

Spulwürmer verursachen durch ihre Körperwanderung große Schäden im betroffenen Tier. Zusätzlich parasitieren die erwachsenen Würmer im Darm der Schweine und reduzieren die Futtereffizienz. Schlussendlich setzt sich der wirtschaftliche Verlust durch Spulwurmbefall aus reduzierten Zunahmen, reduzierter Futtereffizienz, die Konsequenzen einer Darmschädigung, reduziertem Magerfleischanteil, erhöhte Tierarztkosten und erhöhte Ausfallsraten zusammen. Die Höhe dieser Verluste wurde in einer belgischen Studie mit bis zu € 4,8 je Schwein bewertet.

Strategische Spulwurmbekämpfung

Die komplette Eliminierung von Spulwürmern in Schweinebetrieben ist nur äußerst schwer umsetzbar und wäre auch zu teuer. Stattdessen verfolgt eine strategische Spulwurmbekämpfung das Ziel, wirtschaftliche Schäden durch Wurmbefall auf ein Minimum zu reduzieren. Dabei steht die Reduktion der Anzahl infektiöser Eier im Umfeld der Tiere und das Abtöten aller Wurmstadien in den Schweinen im Mittelpunkt. Zur Eireduktion wird ein wirkungsvolles Biosicherheitsprogramm umgesetzt und konsequent verfolgt. Um die Anzahl der Würmer in den Schweinen zu reduzieren, müssen diese zum richtigen Zeitpunkt entwurmt werden. Zuchtsauen sollen zumindest halbjährlich entwurmt und enträudet und einmal zusätzlich entwurmt werden. In Anbetracht der Entwicklungsdauer von Spulwürmern von 5 bis 6 Wochen sollten Mastschweine im Abstand von maximal 6 Wochen entwurmt werden. Selbst wenn das oben genannte Bekämpfungskonzept konsequent umgesetzt wird, dauert es bis zu 15 Monate bis ein Wurmproblem völlig unter Kontrolle ist. Erst dann nimmt beispielsweise der Anteil an Lebern mit Milkspots am Schlachthof spürbar ab.

Zusammenfassung

Der Schweinespulwurm ist der bedeutendste parasitäre Wurm in der Schweinehaltung. Die wirtschaftlichen Auswirkungen eines Befalls werden oft unterschätzt. Eine strategische Spulwurmbekämpfung erhöht die Tiergesundheit und reduziert wirtschaftliche Verluste.

Quellen:

Strategic de-worming to boost performance; International Pig Topics; Volume 22; 6

Die gezeigten Abbildungen wurden dankenswerterweise von Dr. Nikolaus Böhm zur Verfügung gestellt.